Depressionen bei Jugendlichen und Kindern

Quelle: pexels.com

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Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen und Kindern gehören die leichten depressiven Verstimmungen bis hin zu schweren depressiven Störungen. Eine Depression im Jugend- oder Kindesalter ist eine durchaus ernstzunehmende psychische Erkrankung, die schwerwiegende Folgen nach sich ziehen kann.

Aktuell erkranken etwa 3-10% aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren an einer Depression. Im Vorschulalter sind ca. 1% der Kinder und Grundschulalter 2% betroffen.


Unbehandelte Depressionen können im Verlauf schwerwiegende Folgen für den Jugendlichen oder das Kind haben: Schulprobleme, andere zusätzlich auftretende psychische Störungen, selbstverletzendes Verhalten aber auch Suizidgedanken.

In der Regel gehen Depressionen bei Jugendlichen und Kindern mit anderen psychischen Erkrankungen einher: Angststörungen, somatoforme Störungen (körperliche Beschwerden, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen: Übelkeit, Rücken-, Kopf-, Unterleibsschmerzen, Atembeschwerden, Schwindel, Taubheit etc.) Verhaltensstörungen, Essstörungen und ADHS.

Psychische und psychosomatische Symptome einer Depression

Psychische Symptome einer Depression

Die Symptome unterscheiden sich je nach Altersklassen. Das Erscheinungsbild einer Depression ist im Jugend- oder Kindesalter insgesamt vielfältig und für Eltern und Angehörige oft nicht einfach zu erkennen.

Durch Dauer, Intensität und die Häufigkeit der Symptome unterscheidet sich ein Stimmungstief von einer Depression. Für einen Verdacht auf eine Depression sollten über Wochen hinweg täglich mehrere der unten nachstehenden Krankheitszeichen zu beobachten sein.

Psychosomatische Symptome einer Depression

Psychosomatik bedeutet, dass Körper und Seele eine Einheit bilden, die man nicht getrennt voneinander verstehen sollte. Körperliche Beschwerden haben eine Auswirkung auf das seelische Befinden und umgekehrt. Bei psychosomatischen Erkrankungen lässt sich zumindest ein Teil der Ursachen im seelischen Bereich finden. Auslöser können beispielsweise Depressionen, Stress, Ängste oder traumatische Erlebnisse sein. Es ist ihnen gemeinsam, dass keine körperliche Ursache dafür gefunden werden kann, die die Symptome vollständig erklären könnte.

  • Jugendliche
  • Schulkinder
  • Vorschulkinder
  • Kleinkinder

Psychische Symptome einer Depression bei Jugendlichen

  • Traurige, depressive Stimmung
  • Rückzugsverhalten/Passivität, keine Lust, aus dem Haus zu gehen und Freunde zu treffen
  • Selbstzweifel /Selbstwertverlust
  • Starke, dauerhafte Gereiztheit
  • Interessensverlust
  • Wenig Energie und Antrieb
  • Häufiges Weinen ohne ersichtlichen Grund
  • Die schlechte Stimmung bessert sich auch bei schönen Erlebnissen nicht wesentlich.
  • Das Gefühl der Gefühllosigkeit („Kopf ist wie in Watte gepackt“) und der inneren Leere
  • Zukunfts- und Versagensängste
  • Starke und unbegründete Selbstvorwürfe und Schuldgefühle
  • Konzentrationsstörungen
  • Schwierigkeiten, sich zu entscheiden
  • Ein- und Durchschlafprobleme oder auch ein besonders hohes Schlafbedürfnis
  • Appetitverlust, aber auch Appetitzunahme
  • Dissoziales Verhalten (impulsiv, aggressiv, Missachtung sozialer Normen etc.)
  • Selbstverletzendes Verhalten (Ritzen, Schnüffeln etc)
  • Drogenkonsum
  • Suizidalität

Psychosomatische Symptome einer Depression bei Jugendlichen

  • Essstörungen
  • Schlafstörungen
  • Diverse psychosomatische Erkrankungen (Asthma, Neurodermitis, Magen-/Darmerkrankungen etc.)

Mögliche Belastungssituationen, Ursachen und Auslöser für eine Depression

Eine Depression bei Jugendlichen und Kindern ist häufig nicht auf einen einzigen Auslöser zurückzuführen, sondern sie entwickelt sich aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Einerseits gibt es den neurobiologischen Faktor (genetische Vererbung) andererseits gibt es psychologische und soziale Auslöser. Dabei können typische Risikofaktoren sein:

  • Ausgeprägte oder langanhaltende familiäre Probleme
  • Trennung / Scheidung der Eltern
  • Schwere Erkrankungen innerhalb der Familie
  • Körperliche Erkrankungen des Jugendlichen / Kindes
  • Todesfälle innerhalb der Familie und Freunden
  • Todesfälle von Haustieren
  • Mobbingerfahrungen
  • Ungünstige Aspekte bei der alltäglichen elterlichen Erziehung
  • Schulische Unter- oder Überforderung / Versagen in der Schule
  • Körperliche Misshandlung / sexueller Missbrauch
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch
  • Unerwünschte Schwangerschaft
  • Einnahme oder Absetzen von Medikamenten
Depressionen, Quelle: pexels.com

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Behandlung von Depressionen bei Jugendlichen und Kindern

Je nach Schweregrad und Ausprägung der Depression werden die in Deutschland anerkannten (und von gesetzlichen Krankenkassen und Privatversicherungen bezahlten) psychotherapeutischen Verfahren entweder alleine oder in Kombination mit Medikamenten eingesetzt.

Liegen behandlungsbedürftige Stimmungsprobleme vor, ist es wichtig, dass die unterstützenden Maßnahmen möglichst früh beginnen: Eine professionelle Abklärung und fachliche Diagnostik sollte zügig veranlasst werden, wenn Jugendliche und Kinder merkliche Auffälligkeiten zeigen, selber über ihre andauernde Traurigkeit berichten und die Herausforderungen des Alltags nicht mehr meistern können.

Um eine Depression feststellen zu lassen, sind hier vor allen Dingen niedergelassene Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten, der Kinderarzt oder auch Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie geeignet. Nach einer angemessenen Abklärung und Diagnostik kann hier dann eingeschätzt werden, ob und in welcher Form professionelle Hilfe nötig und sinnvoll ist.

Sind Sie unsicher, ob Ihre Tochter oder Ihr Sohn an einer Depression leidet? Gerne können Sie mit mir einen Termin für ein Diagnosegespräch im Rahmen einer Psychotherapeutischen Sprechstunde vereinbaren.

Professionelle Behandlungsmöglichkeiten für depressive Jugendliche und Kinder​​​​

  • Eine ambulante Psychotherapie
  • Eventuell begleitend eine medikamentöse Therapie
  • Eventuell eine stationäre Behandlung
  • Erziehungsberatung
  • Jugendhilfemaßnahmen
  • Hilfen in der Schule

Die Psychotherapie hilft dem Jugendlichen, sich und seine Gefühle bezüglich der Umwelt und den alltäglichen Anforderungen besser zu verstehen und zu reflektieren, mit Stress besser umzugehen, sein Selbstwertgefühl wiederherzustellen und seine Beziehungen zu verbessern. Ziel ist es, wieder einen tragfähigen Dialog zwischen dem betroffenen Jugendlichen seinem Therapeuten, auch zu Eltern, Geschwistern, Bezugspersonen, Lehrern und Freunden herzustellen.

Bei mittelgradig schweren Depressionen kann es nötig werden, die psychotherapeutische Behandlung durch eine altersgerechte medikamentöse Therapie zu ergänzen. Dabei können Medikamente (Antidepressiva), deren Einnahme generell ärztlich überwacht wird, die vorliegende Symptomatik verbessern, so dass der Weg zu einer erfolgreichen Psychotherapie unterstützt wird und frei ist.

Sind soziale Funktionen stark eingeschränkt (kein Schulbesuch mehr wegen Depressionen) kann ein teilstationärer oder stationärer Aufenthalt zur Behandlung in einer Klinik für Kinder- Jugendpsychiatrie nötig werden. Auch das hohe Suizidrisiko bei schweren depressiven Episoden macht unbedingt eine stationäre Behandlung und einen frühzeitigen Einsatz von Antidepressiva erforderlich.

Suizidrisiko von Jugendlichen und Kindern mit Depressionen

Im Verlauf der Pubertät kann es bei Jugendlichen durchaus vorübergehend zu suizidalen Gedanken kommen. Sowohl akute Krisensituationen (Prüfungsversagen Liebeskummer, Schwangerschaftsangst usw.), als auch dauerhafte Belastungssituationen (Misshandlungserfahrungen, Mobbing, etc) können dabei eine Rolle spielen.

Sind diese Gedanken, das Leben beenden zu wollen, aber länger, andauernd und ernsthaft vorhanden, kommen Gefühle der Wertlosigkeit und der Ausweglosigkeit dazu, engt sich das Denken ein oder droht der Jugendliche, einen Selbstmord zu begehen, sollte man alarmiert sein. Diese Anzeichen sind unbedingt ernst zu nehmen. Eine unverzügliche Vorstellung beim Kinder- und Jugendpsychiater bzw. in der Ambulanz einer kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik sollte sehr zeitnah erfolgen.